Reykjanes, Island

Reykjanes liegt abseits der Touristenströme auf Island. Obwohl der internationale Flughafen Keflavik auf Reykjanes liegt, schenken viele dieser Halbinsel kaum Beachtung. Auch auf meiner Reise im Juni wollte ich Snaefellsnes erkunden und vieles, was sich entlang der Ringstraße findet - das Myvatn-Gegiet, die zahlreichen Gletscher im Südosten und die großen Wasserfälle im Süden. Reykjanes hat aber mehr zu bieten als viele denken. Wie meine Bilder zeigen, lohnt sich, nicht achtlos daran vorbeizufahren.

Wer nach Island reist, kommt oft zu später Stunde an. Zur Mittsommernachts-Zeit ist es nachts nicht dunkel, aber doch nicht ganz so hell wie am Tag. Beim Landeanflug konnte man deshalb den neu ausgebrochenen Vulkan am Fagradalsfjall sehen.

Die Einreiseformalitäten und der Corona-Test brauchten einige Zeit, und so war ich erst um 2 Uhr an der Unterkunft. Zeit, um an schläfrigen Islandpferden vorbei zum nahen Strand zu gehen und den baldigen Sonnenaufgang zu sehen.

Am nächsten Tag habe ich zunächst die äußere Spitze von Reykjanes (“Rauchspitze”) erkundet. Es gibt dort eine Brücke, die sich von Europa nach Amerika spannt – genauer zwischen den tektonischen Platten dieser Kontinente, die hier aneinanderstoßen. Ich fand es dort aber weniger beeindruckend als die Allmänner-Schlucht bei Thingvellir, die ebenfalls die Kontinente trennt.

Etwas weiter südlich kommt man an eher unscheinbaren Kratern namens Stampar vorbei. Es lohnt aber, hinaufzusteigen und die archaische Mondlandschaft zu bestaunen. Die große aufgebrochene Stelle auf meinem zweiten Foto war übrigens in der Nähe gar nicht leicht zu finden.

Von dort sieht man schon ein industriell genutztes Geothermalgebiet mit fauchenden Dampfquellen. Es gibt dort aber auch eine eindrucksvolle Heißwasserquelle namens Gunnuhver, die mit ihrem Dampf und einer großen Fontäne aus kochendem Wasser dem bekannten Geysir Strokkur ernsthaft Konkurrenz macht. Eine Brücke, die es dort einmal gab, konnte der Kraft der Natur nicht standhalten.

An der Südküste mit ihren Lavafelsen gibt es von der Natur geformte Wasserbecken, von denen der Brimketill am bekanntesten ist. Sie sehen aus wie Hot Tubs, es ist aber eisiges Meerwasser. Mein Foto zeigt ein Becken, das sich in der Nähe des Brimketill befindet.

Die Fahrt führte weiter über Grindavik in die Nähe des aktiven Vulkans am Fagradalsfjall. Der Berg, von dem aus man den Vulkan sehen konnte, ist mittlerweiie auf beiden Seiten von Lava umflossen und nicht mehr zugänglich. Man kann aber zu dem Tal gehen, in das die Lava fließt und hat auch dort ein beeindruckendes Naturschauspiel. An der Oberfläche ist die Lava nur noch handwarm, aber man sieht an dem austretenden Rauch, dass es darunter anders aussieht. Je nachdem, wie lange der Vulkan noch aktiv ist, kann es sein, dass das Tal überflutet wird und die Lava die Hauptverbindungsstraße an der Küste zerstört.

Etwas weiter findet sich ein weiteres Geothermalgebiet, Seltún bei Krýsuvík. Das Wetter war nicht einladend, aber es machte das Gebiet noch unheimlicher als es ohnehin schon ist.

Auf der Rückfahrt bin ich in der Nähe der blauen Lagune über eine Schotterstraße zu der wenig besuchten Vulkankette Eldvörp gefahren. Es sind nur kleine Kegel, die aber ihre vulkanische Herkunft nicht verbergen.

Zum Schluß war natürlich ein Besuch an der blauen Lagune fällig. Das abgeführte Wasser in dem schroffen Lavafeld wirkt ein wenig surreal.

Es gibt keine eindrucksvollen Wasserfälle auf Reykjanes, und auch keine Gletscher. Dennoch hat sich die kleine Rundreise aber gelohnt, und ich würde jedem Island-Reisenden empfehlen, sich dort ein wenig umzusehen. Es gibt noch mehr dort zu entdecken.

Für technisch interessierte

Anders als auf meiner vorhergehenden Reise nach Island hatte ich diesmal mein Fuji X System dabei. Die Ausrüstung bestand aus zwei X-T2 Kameras (eine zur Reserve) und drei Zoom Objektiven. Dies waren

  • Fujinon XF 2,8/8-16
  • Fujinon XF 2,8/16-55
  • Fujinon XF 2,8/50-140 mit 1,4x Konverter
Alle drei Objektive sind gegen Witterungseinflüsse geschützt und bieten eine hervorragende Bildqualität. Sie sind allerdings auch erheblich größer, schwerer und teurer als die kleineren Pendants, ohne dass man bei denen große Abstriche an der Bildqualität hinnehmen muss. Speziell das Superweitwinkel-Zoom ist ein großer und teurer Brocken, dabei weniger flexibel als das XF 4/10-24, das zudem über einen Bildstabilisator verfügt. Das 8-16 Zoom bietet einen deutlich größeren Bildwinkel, aber benötigt habe ich ihn so extrem praktisch nie. Es hat außerdem neben Gewicht, Größe und Preis zwei weitere Nachteile. Einmal kann es wegen der gewölbten Frontlinse nicht mit einem regulären Graufilter verwendet werden, was gerade für Landschaftsaufnahmen oft notwendig ist. Zum anderen muss man wegen das eingeschränkten Zoom-Bereichs häufiger das Objektiv wechseln, was aber bei schlechtem Wetter problematisch ist. Die wetterfeste Abdichtung hilft dafür nicht.
 
Ich betrachte die gewählte Ausrüstung daher mit gemischten Gefühlen. Sehr gut zwar, aber auch größer, schwerer und teurer als es sein muß. Sie ist aber nicht wirklich groß und paßt gerade noch in das Fach meines Evoc CP 18 Rucksacks. Der ist relativ klein und kann im oberen Fach trotzdem noch einen Anorak aufnehmen. Insofern kann ich damit leben, für diese Reise auf die für APS-C beste Bildqualität gesetzt zu haben.
 
Ergänzt habe ich die Ausrüstung mit einem Gitzo Traveller Stativ GT1545T (Serie 1 mit 4 Sektionen). Das ist teuer und trotzdem nicht ohne Probleme. Insbesondere lösen sich bisweilen die eingeschraubten Teile (Gummifüße der Beine und die Endplatte der Mittelsäule), und auch der dafür entwickelte Kugelkopf ist nicht was ich mir vorstelle. Es bietet jedoch bei kleinem Packmaß und geringem Gewicht eine ausgezeichnete Arbeitshöhe und Stabilität, so dass dies auch auf künftigen Reisen in der Regel mein Stativ der Wahl sein wird.

What people talk 2 Comments

7. November 2021 Mario A. Scarati

Noch einmal, habe ich mit extremem Interesse eine Foto Story von Herr Vorberg gelesen, und die entsprechenden Fotos nachgesehen. Alle Fotos dieser Fotochronik haben einen besonderen Charakter, und jedes Foto ergreift das Wesen dieser trostlosen und faszinierenden Orte. Ausserdem, ist zu bedenken die Schwierigkeit bei schlechten Wetterbedingungen diese kunstlerische Fotoarbeit zu machen.
Auch noch, ist die technische Beschreibung der verwendeten Fotoausrustung sehr komplett und interessant.
Mario S., Mailand

7. November 2021 ewald

Vielen lieben Dank, Mario!
Es freut mich immer, wenn meine Bilder geschätzt werden. Island ist so faszinierend, dass man gern tausend Bilder machen würde, aber wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert kann man den Charakter der Landschaft besser vermitteln. Meist mache ich meine Landschaftsbilder ja mit der Hipstamatic – die kann sehr gut die Stimmung einfangen. In Farbe ist es etwas schwieriger, aber es geht auch.
Die Technik ist eigentlich ja nicht so wichtig, aber ich erfahre auch immer gern was wofür geeignet ist und gebe auch meine Erfahrungen gern weiter.
Herzlichen Dank nochmals für den Kommentar
Mit vielen Grüßen nach Mailand
Ewald

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