Linhof Technika

Linhof ist ein Münchner Traditionsunternehmen und bekannt für hochwertige analoge Kameras. Die Linhof Technika kam 1936 auf den Markt und ist seitdem ständig weiterentwickelt worden. Es ist eine Ganzmetallkamera für Planfilm in den Formaten 9×12 cm oder 4×5 inch; sie kann aber auch mit Rollfilmrückteilen bis zum Format 6×12 cm benutzt werden. Daneben gab es auch Modelle für 6×9 cm und 13×18 cm.

Auch wenn viele die Kameras als antiquarisch einstufen: die 9×12 Modelle werden auch heute noch in München hergestellt. Es sind zwei ähnlicheKameras, die Master Technika Classic mit Entfernungsmesser und die Master Technika 3000, die statt des Entfernungsmessers einen Weitwinkelschlitten besitzt. Billig sind diese Kameras nicht, aber bei der geringen Auflage, den hohen Produktionskosten in Deutschland und der feinmechanischen Präzisionsarbeit kann ich diese Preislage eher nachvollziehen als bei einer erstklassigen Kleinbild-Digitalkamera, die ähnlich viel kostet aber in größeren Stückzahlen in Niedriglohnländern produziert wird.

Da ich meine Geräte häufig gebraucht erwerbe, kenne ich das Produktionsdatum meiner Kamera nicht. Es ist eine Master Technika, die ab 1972 gebautwurde und der aktuellen Master Technika Classic weitgehend entspricht. Zuvor habe ich eine Super Technika V besessen, die sich nur wenig von meiner jetzigen Kamera unterscheidet und deutlich preiswerter zu haben ist. Der Super Technika V fehlt die Klappe vorn oben in der Kamera (erkennbar an den beiden seitlichen Schiebern oben auf dem Gerhäuse), besitzt dafür aber eine nützliche Wasserwaage.

Einsatzbereich

Die Linhof Technika ist eine sogenannte Laufbodenkamera, die sich zu einem rundum geschlossenen Gehäuse zusammenklappen läßt. Ein kleines Objektiv wie das gezeigte Apo-Symmar L 5,6/150 muß dazu nicht abgenommen werden und ist so beim Transport geschützt. Im aufgeklappten Zustand ist die vordere Klappe der Träger für die Objektivstandarte. Die darauf angebrachten Schlitten lassen sich doppelt ausziehen, so dass die Kamera auch mit längeren Brennweiten verwendet werden kann.

Lange Brennweiten sind bei Großformatkameras allerdings grundsätzlich bei weitem nicht so lang wie man das von Kleinbildkameras gewohnt ist. Mit einem Apo-Ronar 9/360 wird es schon schwierig; dazu muß man neben dem vorderen Auszug auch den Auszug des Rückteils in Anspruch nehmen um auf den Nahbereich (bis ca. 3 m) fokussieren zu können.

Wesentlich besser ist dafür eine Telekonstruktion geeignet wie das Apo-Tele-Xenar 5,6/400, das allerdings sehr viel größer, schwerer und teurer ist. Diese Objektive haben etwa den Bildwinkel eines 105 mm Objektivs einer Kleinbildkamera. Die Fotografie mit langen Brennweiten ist daher keine Domäne solcher Kameras.

Anders verhält es sich im Normal- und Weitwinkelbereich. Auch hier ist durch das Laufbodenprinzip der Einsatzbereich mit extremen Weitwinkeln und mit der Verstellung der Standarten nach unten gegenüber anders konstruierten Kameras zwar eingeschränkt, aber über weite Arbeitsbereiche doch sehr gut einsetzbar. Für Architekturfotografie oder Produktfotografie ist die Technika daher nicht die erste Wahl, aber bei Aufnahmen von Landschaften oder Personen macht sie das durch bessere Transportierbarkeit und die Verwendbarkeit mit Sucher und Entfernungsmesser wett.

Einsatz als Fachkamera

Die Linhof Technika ist eine vollwertige Fachkamera, die durch Verstellbarkeit der Standarten eine Beeinflussung der Perspektive und des Schärfeverlaufs ermöglicht.

Perspektivkorrekturen nimmt man über eine Verschiebung des Objektivs vor, die mit dieser Kamera in drei Richtungen möglich ist: nach oben oder zu beiden Seiten. Zur Beeinflussung des Schärfeverlaufs können sowohl das Objektiv wie auch das Rückteil in alle Richtungen geschwenkt werden.

Das obere Bild zeigt eine Einstellung zur Entzerrung stürzender Linien. Die Aufnahme erfolgt trotz horizontaler Ausrichtung der Kamera um fast 45 Grad nach oben. Das zweite Bild zeigt eine Einstellung zur Verlagerung der Schärfeebene. Hier wird neben der Schwenkung des Objektivs auch eine Schwenkung des Rückteils eingesetzt. In der gezeigten Einstellung liegt die Bildschärfe auf einer Bildseite im Unendlichen, auf der anderen bei 50 cm.

Die Kontrolle dieser Einstellungen erfolgt über die Mattscheibe. Weil das Mattscheibenbild bei allen Fachkameras sehr dunkel ist, benötigt man zur Betrachtung Hilfsmittel. Dazu ist ein aufklappbarer Lichtschacht eingebaut, den ich aber als Notbehelf ansehe und der hauptsächlich als Schutz für die Mattscheibe dient. Am liebsten verwende ich das gute alte Einstelltuch und eine 7x Lupe. Eine gute Lichtabdichtung bietet das Tuch von BTZS, aber man muß aufpassen dass bei kühler Witterung die Mattscheibe nicht durch den Atem beschlägt. Für Aufnahmen mit weniger Umgebungslicht ziehe ich wegen seiner einfacheren Handhabung ein übliches Einstelltuch vor.

Eine Alternative zum Einstelltuch ist die Lupenhaube von Linhof. Sie besitzt eine teilbare Lupe, mit der Ganzbildbetrachtung und Fokussierung möglich sind. Sie ist innen allerdings mit Schaumgummi ausgekleidet, was sie zwar stabilisiert aber auch wenig haltbar macht. Man kann davon ausgehen, dass der Schaumstoff nach wenigen Jahren zerbröselt und die Haube dann unbrauchbar ist. Meine habe ich aufwendig mit schwarzem Samt ausgekleidet.

Die dritte Möglichkeit zur Mattscheibenbetrachtung ist der starre Winkelspiegel von Linhof. Er ermöglicht eine seitenverkehrte aber aufrichtige Bildbetrachtung und kann wie die anderen Sucheraufsätze zum fokussieren abgeklappt werden.

Einsatz als Sucherkamera

Wenn man auf die Verstellmöglichkeiten verzichtet, kann die Technika auch als Sucherkamera eingesetzt werden. Hierzu besitzt sie einen Mischbild-Entfernungsmesser und einen Sucher.

Der Entfernungsmesser ist seitlich an der Kamera angebracht und besitzt eine Einstellbasis von 9 cm. Die Benutzung fällt nicht jedem leicht, aber ich setze ihn gern ein. Das geht allerdings nur mit Objektiven, für die man eine entsprechende Steuerkurve besitzt. Sie wird in den Boden der Kamera eingesetzt und ist vom Werk präzise auf das jeweilige Objektiv eingeschliffen. Diese Steuerkurven sind nicht zwischen verschiedenen Objektiven austauschbar, selbst wenn die richtige Brennweite darauf angegeben ist. Im Beispielbild habe ich zwei Steuerkurven für 150 mm Objektive übereinander gelegt. Man sieht daran deutlich, dass die Kurven unterschiedlich geschliffen sind. Jede Steuerkurve trägt deshalb zusätzlich die Seriennummer des zugehörigen Objektivs. Einzelne Steuerkurven gebraucht zu erwerben ist daher nicht sinnvoll.

Während der Entfernungsmesser in die Kamera eingebaut ist, ist der aufsteckbare Sucher ein Extra-Zubehör für das man recht tief in die Tasche greifen muss. Er ermöglicht aber zusammen mit dem Entfernungsmesser die Verwendung der Kamera als Sucherkamera. Der Sucher kann auf Brennweiten zwischen 75 und 360 mm eingestellt werden und mit den austauschbaren Masken auch auf verschiedene Bildformate wie zum Beispiel 4×5 inch, 6×7 cm oder 6×12 cm. Leider können Brillenträger bei Brennweiten unter 135 mm den Bildausschnitt nicht ganz überblicken, und es gibt keine Korrekturlinsen mit denen man dieses Manko überbrücken könnte.Ich habe mir deshalb eine Nikon-Korrekturlinse aufgeklebt, was aber sicherlich nicht jedermanns Sache ist.

Es gibt noch ein älteres, grau lackiertes Modell, bei dem diese Einschränkung noch ausgeprägter ist. Wer will, kann auch den (ebenfalls als Sonderzubehör lieferbaren) Handgriff anbringen und die Kamera aus der Hand verwenden. Das stärkt auch die Muskeln.

Einsatz mit Weitwinkelobjektiven

Das Rodenstock Grandagon-N 4,5/75 ist mein stärkstes Weitwinkel, das ohne spezielle Maßnahmen noch einsetzbar ist. Es entspricht etwa einem 21-mm Objektiv einer Kleinbildkamera. Der geringe Auszug erlaubt nur noch wenig Verstellweg bezüglich Verschiebung nach oben oder seitlich. Hier kommt die Klappe oben an der Kamera zum tragen, welche die Möglichkeit zur Höhenverschiebung etwas erweitert. Dramatisch ist der Gewinn jedoch nicht, so daß man zumeist auch mit einer Super Technika V ohne diese Klappe gut leben kann. Die Klappe ist übrigens das einzige Bauteil, das der hohen Bauqualität der Kamera nicht ganz gerecht wird: sie besitzt kein Scharnier sondern ist nur an der Belederung festgeklebt. Sie erfüllt aber ihren Zweck.

Objektive mit Brennweiten unter 72 mm können an diesem Technika-Modell nicht direkt verwendet werden. Das ist mit der Technika 3000 (oder der etwas älteren Technika 2000) möglich, die im Kameragehäuse einen zusätzlichen Einstellschlitten besitzt. Es gibt aber für die Master Technika Objektive, die über einen Schneckengang fokussiert werden können und die deshalb ohne zusätzlichen Einstellschlitten auskommen. Wenn der Laufboden weit genug abgeklappt wird, läßt sich auf diese Weise sogar das Schneider Super-Angulon 5,6/47 XL verwenden – entsprechend etwa einem 14 mm Objektiv einer Kleinbildkamera. Eine Verschiebung der Standarte ist in dieser Position wegen des Kameragehäuses allerdings kaum mehr möglich. Wenn man den Zubehörschuh entfernt, läßt sich aber ca. 1 cm für die Hochverschiebung gewinnen – mehr als der Bildkreis dieses Objektivs zuläßt.

Das 47 XL in Nullposition muß im Querformat verwendet werden, sonst kommt der Laufboden auf das Bild. Für Hochformataufnahmen muß man entweder die Kamera drehen oder das Objektiv nach oben verschieben. Der geringe Verstellweg ist dafür ausreichend.

Technika-Objektive mit Schneckengang sind auf flachen Platinen montiert und können deshalb nicht immer für andere Kameras verwendet werden.

Platinen und Drahtauslöser

Die Platinen für die Linhof Technika lassen sich auch an vielen anderen Kameras einsetzen, zum Beispiel an der Linhof Technikardan oder an vielen Field-Kameras wie den Chamonix– oder Shen-Hao 4×5 Modellen. Es gibt außerdem Adapter, mit dem sich Objektive auf Technika-Platinen an anderen Kameras ansetzen lassen. Umgekehrt lassen sich über einen Adapter auch die noch kleineren Horseman-Platinen an der Technika verwenden.

Die Technika-Platinen sind relativ klein, erlauben aber die Montage von Objektiven bis zur Verschlußgröße 3. Versenkte Platinen gibt es allerdings nur in Größe 0, weshalb manche lichtstärkere Weitwinkelobjektive auf planen Objektivplatten montiert werden müssen. Deren Verstellmöglichkeiten sind daher etwas eingeschränkter als das bei den lichtschwächeren Modellen der Fall ist.

Weil die Gewinde für den Anschluß der Drahtauslöser nahe an der Platine sitzen, ist die Befestigung etwas schwierig oder bei versenkten Platinen gar nicht möglich. Manche Platinen besitzen deshalb spezielle Schnellbefestigungen, in welche die Linhof-Auslöser einfach eingesteckt werden. Das geht nur mit den Auslösern von Linhof, die oberhalb der Riffelung eine Einkerbung besitzen und in den Handgriff eingesteckt werden können. Außerdem muß der mit diesen Auslösern gelieferte konische Nippel auf das Gewinde geschraubt werden, ohne den hält es meist nicht. Weil man den sehr leicht verliert, führe ich zwei Drahtauslöser mit.

Rollfilmrückteile

Die Technika ist mit einem Graflok-Rückteil ausgestattet, so dass man neben den üblichen Planfilmkassetten auch Super Rollex oder andere Rollfilmrückteile ansetzen kann, die es in den Formaten von 6×6, 6×7, 6×9 und 6×12 gibt.

Einfacher ist jedoch die Verwendung von Einschub-Rollfilmkassetten wie der Sinar Vario Kassette, die allerdings sehr voluminös ist. Von Linhof gibt es auch eine Rapid-Rollex Einschubkassette, bei der aber das Filmfenster nicht zentriert im Bildfeld ist.

Stative und Stativköpfe

Ich nehme für diese Kamera in der Regel ein Gitzo Carbonstativ der Serie 2. Das ist mehr als stabil genug und vergleichsweise leicht. Eine gute Kombination ist der Manfrotto 3D-Getriebeneiger 410, wobei allerdings zur Formatumstellung mit dem Drehrückteil die Kamera kurz vom Stativkopf gelöst werden muss. Dieser Neiger leistet auch für viele andere Kameras gute Dienste, wenn eine genaue Ausrichtung gewünscht ist. Obwohl die Ausrichtung mit einem Kugelkopf deutlich schwieriger ist, verwende ich zur Gewichtseinsparung aber auch den FLM Kugelkopf 38-FT oder den Arca-Swiss P0, wobei der letztere leichter und stabiler ist.

Stativbefestigung

Die Linhof Technika besitzt drei Stativbefestigungen: eine unter dem Gehäuse, eine vorn an der Gehäuseklappe, und eine unter dem Sucherschuh der sich herausnehmen läßt. Diese beiden zusätzlichen Befestungungsmöglichkeiten sind nützlich wenn mit einem schweren Objektiv das Gewicht verlagert oder wenn die Kamera über Kopf montiert werden soll. Diese Überkopf-Montage ermöglicht eine Tief-Verstellung der Objektive, erfordert aber akrobatischen Einsatz und ist eher für den Notfall einsetzbar. Bei längeren Brennweiten wird meist eine indirekte Verschiebung genügen, bei welcher der Laufboden abgeklappt und das Objektiv geschwenkt wird, so dass es wieder parallel zum Film ausgerichtet ist.

Gut zur Kamera passt die Kameraplatte des Manfrotto 3D-Neigers 410, von denen ich eine zweite an der Frontklappe angebracht habe. Alternativ verwende ich mit dem Arca-Swiss P0 auch das kleine Arca-Swiss System, für das es einen L-Griff gibt. Der ist stabil genug um die Kamera im Querformat zu halten, wenn das wie zum Beispiel bei Verwendung des 47 XL notwendig sein sollte. Unter normalen Umständen ist die Formatumstellung mit dem Drehrückteil die weit bessere Lösung.

Eine vielfältig einsetzbare Ausrüstung mit den Objektiven 65, 90, 150, 250 und 400 mm sowie einem Pinhole mit Verschluss kann samt Zubehör in einem noch kompakten Rucksack verstaut werden. Je nach Aufgabe tausche ich einige Objektve aus oder lasse sie ganz weg. Neben drei Planfilmkassetten sind auch zwei Grafmatic Halter im Set, insgesamt Material für 18 Aufnahmen.

In den Taschen sind noch einige Kleinteile und das Einstelltuch. Aussen ist ein Carbonstativ mit Kugelkopf angeschnallt, um das Gewicht in Grenzen zu halten. Das ganze wiegt ca. 11 kg, mit denen ich schon Strecken bis zu 10 km im Schwarzwald gewandert bin.

Tipps zum Gebrauchtkauf

Einer Firma wie Linhof ist zu wünschen, neue Geräte verkaufen zu können.  Nicht jeder wird sich aber eine neue Kamera leisten können, während ein gebrauchtes Gerät noch im Budget liegen könnte. Für gebrauchte Kameras muß man je nach Modell und Zustand ca. 1000 € bis 2000 € auslegen, zuzüglich Objektiv.  Das ist viel Geld, aber auch nicht mehr als eine mittlere bis hochwertige Digitalkamera, die nach wenigen Jahren wertlos ist. Mit der Technika hat man ein Präzisionsgerät, über das man sich viele Jahre freuen kann. Ich habe eine ältere Technika 70 besessen, die 50 Jahre nach ihrer Herstellung noch bei Linhof repariert werden konnte. Die Technikas sind aber robuste Geräte, und Reparaturen sind auch bei älteren Kameras selten nötig. Bei meiner Master Technika war eine der Führungen für das Graflok-Rückteil gebrochen. Linhof hat mir kostenlos das entsprechende Ersatzteil zugeschickt – ein Service wie ich ihn anderso kaum erwarten würde.

Eine Super-Technika V ist weitgehend identisch mit der hier gezeigten Master Technika und für die meisten Zwecke völlig ausreichend. Ich würde mir allerdings eine Kamera aus späterer Produktion kaufen, bei welcher der Hebel zur Höhenverstellung wie bei der Master Technika aus Metall ist.

Das wichtigste Teil, das einem Verschleiß unterliegt, ist der Balgen. Um die notwendige Flexibilität zu gewährleisten, ist er relativ dünn und kann bei älten Kameras Schäden aufweisen. Achten Sie beim Kauf vor allem auf die Ecken des Balgens; sie dürfen keine Löcher aufweisen. Selbst nicht direkt sichtbare kleine Löcher (Pinholes) sind kritisch. Um den Zustand zu prüfen, ziehen Sie den Balgen aus und schauen bei starkem Umgebungslicht hinein. Wenn Sie mit dem Entfernungsmesser arbeiten möchten, prüfen Sie die Justierung. Bei vollständig eingeschobenem Objektivträger sollten die Teilbilder übereinander liegen.

Bei manchen Kameras fehlen Teile der Belederung, was aber nur kosmetische Auswirkungen hat.

Meine Erfahrung mit der Linhof Technika

Die Technika ist eine Kamera für eine andere Fotografie als man sie mit einer Digitalkamera gewohnt ist. Aufnahmebedingungen, Aufwand und Kosten führen dazu, dass man mit dieser Kamera in einzelnen Bildern fotografiert. Das kann man mit einer Digitalkamera zwar auch, aber ich zumindest arbeite damit in aller Regel anders. Dieses Mehr an Sorgfalt, das man in einzelne Bilder legt, wirkt sich auf die Qualität der Bilder aus.

Die Bilder dieser Kamera sind aber auch von der Bildwirkung anders. Feine Graustufen, selektive Schärfe, Beeinflussung der Perspektive – das ist alles leicht machbar. Diese Eigenschaften sind Großformatkameras zwar generell eigen, aber die Technika bringt alles in einem leicht zu transportierendem und robusten System unter. Gegenüber anders konstruierten Großformatkameras hat sie zwar technische Einschränkungen, aber da ich höchst selten Architektur oder Produkte fotografiere, hat das für mich keine praktische Auswirkung. Die Möglichkeit, ohne Mattscheibe zu fotografieren ist dagegen sehr wertvoll und mit nur wenigen anderen Großformatkameras möglich.

Nicht zuletzt liebe ich auch die feinmechanische Präzision und konstruktive Finesse, mit der diese Kamera gebaut worden ist. Es hat also gute Gründe, weshalb diese Kamera noch immer hergestellt wird. All das führt dazu, dass ich diese Kamera sehr schätze und auf lange Sicht einsetzen werde.

Weitere Informationen zur Technika finden Sie auf der Linhof Homepage

Dieser Beitrag wurde nach der Überarbeitung meiner Homepage revidiert wieder eingestellt. Ich nehme eventuell spätere Ergänzungen oder Korrekturen vor.

What people talk 12 Comments

18. März 2021 Andreas S.

Moin, wie hast du denn dein Grandagon 75mm f4,5 in der Technika installert? Ich habe eine Technika V und kann das Grandagon momentan nur auf dem Ruheschlitten fokussieren ( mit herausgezogenem Rückteil) ..geht erstmal, aber nicht optimal. Ich verwende meistens Hochformat mit zweifach abgeklapptem Laufboden.
Und, wie heisst diese Loewe Pro Tasche? grüße

18. März 2021 ewald

Moin Andreas,
Ich habe es auf einer versenkten Platte installiert, aber auch damit ist die Verwendung nur mit starken Abstrichen möglich. Meines Erachtens ist die beste Option eine flache Platte mit Focus-Mount, so dass man das Objektiv auf dem Kamera-internen Schienen ähnlich wie bei der Technika 2000/3000 mit vollständig abgeklapptem Boden verwenden kann. Ich habe zwar selbst keine solche Platte für das 75er, nutze sie aber bei zwei kürzeren Weitwinkeln. Solche Platten sind im Original sehr selten und auch teuer, aber in dem vorhergehenden Kommentar habe ich beschrieben, wo es eine kostengünstige Alternative gibt. Ich hoffe, dass das weiterhilft.
Der Lowe Pro Rucksack ist ein älteres Modell aus der Omni-Reihe. Dies war der größte mit der Bezeichnung Omni Trekker – nicht zu verwechseln mit anderen Trekker Modellen. Dies war das einzige Modell der Reihe mit Rucksackträgern. Weil er nur wenig dicker ist als die Technika, eignet er sich bestens für Flugreisen sogar bei restriktiven Airlines – vom Gewicht der Ausrüstung einmal abgesehen. Ich finde noch immer, dass die Rucksäcke dieser Serie überlegte Konstruktionen waren, zumal sie auch genau in entsprechende Pelicases passen. Weil sie aber nur selten angeboten werden: mein derzeitiger Favorit ist der Evoc CP35. Größer, schwerer, teurer – aber ebenfalls für Flugreisen perfekt und außerordentlich robust. Die Technika kann man darin trotz der vergleichsweise geringen Dicke des Rucksacks Hochkant unterbringen.
Grüße,
Ewald

6. Februar 2021 Klaus von Kries

Lieber Ewald,

sehr guter Erfahrungsbericht zu Technika und das Design Deiner Webseite gefällt mir sehr gut. Ich nutze die gleiche Master Technika bis 500mm mit dem Nikkor T-ED 500. Ist mir im Landschaftsbereich eine sehr lieb gewonnene Optik. Ich habe eine Frage wo Du vielleicht einen Tip hasst. Ich nutze auch ein 75mm Objektiv habe aber immer den Laufboden im Bild so dass ich das Bild croppen muss.
Ich weiß, dass man im Querformat fotografieren soll im den Laufboden aus dem Bild zu halten.
Shiftet man oder klappt man den Laufboden lieber ab und shiftet?
Was wäre Dein empfohlener Weg.

VG
Klaus

6. Februar 2021 ewald

Lieber Klaus,

vielen Dank für Deinen Kommentar zum Technika-Beitrag und zum Webseiten-Design. Das habe ich vor einem Monat neu eingerichtet und war mit einigem Aufwand verbunden – darum freut mich, dass es gefällt.

Ich hatte im langen Brennweitenbereich das Tele-Xenar 400, das aber für den Transport reichlich groß und schwer ist. Ich habe es mittlerweile durch ein Fujinon-T 8/400 ersetzt, das ganz in Ordnung ist. Von Nikon habe ich zwei andere ED Objektive, die beide ausgezeichnet sind.

75 mm Objektive sind an der Technika nicht so einfach zu verwenden. Weil ich gern mit Sucher arbeite, kann ich den Laufboden nicht abkippen. Wenn man sich auf das Querformat beschränkt, kommt man mit etwa 3 mm Hochverschiebung aus – nicht perfekt, aber nutzbar. Mit abgekipptem Laufboden hat man zwei andere Probleme. Zum einen ist bei der Absenkung um eine Raste die Parallelstellung nicht sicher zu gewährleisten, und zum anderen steht das Objektiv etwa 23 mm weiter vorn. Wenn man das Objektiv weiter nach hinten schiebt, sitzt der Objektivschlitten auch mit zurückgeschobener Schiene nur noch zu einem Drittel auf der Schiene. Meine versenkten Linhof-Platten sind allerdings durch einen aufgesetzten Tubus nicht so tief wie sie sein könnten. Mit einer wirklich tiefen Platte sollte es besser sein – was allerdings die Bedienung des Verschlusses wiederum schwieriger macht.

Bei einer Absenkung des Laufbodens um zwei Rasten könnte man prinzipiell mit Hochformat arbeiten. Aber da das Objektiv dann etwa 4 cm nach vorn wandert, kann man das nicht mehr mit einer tief versenkten Platine kompensieren. Das ist meines Erachtens also nicht machbar.

Eine Alternative wäre, auf die Fokussierung mit dem Laufboden zu verzichten und stattdessen eine Platte mit Einstellschnecke zu verwenden. Das ist dann etwas ähnlich wie bei der Technika 2000/3000, außer dass die Fokussierung dort durch den beweglichen Schlitten im Gehäuse vorgenommen wird. Ich verwende solche Einstellschnecken für 65 mm und 47 mm Objektive, und eins davon ist in meinem Technika-Beitrag abgebildet. Auch wenn die Verstellmöglichkeiten dann nur noch sehr gering bis nicht existent sind, ist das eine ganz gute Lösung. Solche Einstellschnecken sind allerdings sehr rar. Wenn man bei dem bekannten Internet-Auktionshaus auf der amerikanischen Seite unter “Linhof Helicoid” nachsieht, findet man aber zumindest derzeit zwei solche Schnecken, die aus Hongkong angeboten werden. Von denen sollte die mit dem größeren Auszug (25-55 mm) geeignet sein. Mit ca. USD 185 plus Importabgaben ist das keine Billig-Lösung, aber nur so könnte man mit komplett abgesenktem Laufboden auch im Hochformat fotografieren. Beim 47 mm reicht das so gerade für das Querformat 😉

Viele Grüße
Ewald

1. März 2020 Jens

Eine sehr schöne Darstellung der Linhof Technika! Ich habe mir nach ersten Versuchen mit der Graflex Crowngraphic und der Sinar F2/P2 (die ich fast nur noch im Studio verwende) eine Linhof Master Technika 2000 zugelegt. Etwas ärgerlich war, dass ich da schon viele Objektive auf Sinar-DB-Platte hatte und mir einige im Copal-Verschluss nochmal kaufen musste. Aber ich möchte die Linhof bei Schwarzwald-Wanderungen auch nicht mehr missen; nehme im kleinen Lowe-pro-Rucksack oft nur das 90er und das 150er mit. Was ich persönlich sehr schätze, ist der Winkelspiegel.

Gruß aus Donaueschingen

Jens

5. März 2020 ewald

Herzlichen Dank für den Kommentar!

Ich sehe das ziemlich ähnlich. Die Linhof Technika ist für die Arbeit unterwegs erheblich besser geeignet als die Sinar Modelle. Die Sinar Kameras ermöglichen zwar mehr Einstellmöglichkteiten, aber auch die leichtere F2 ist ziemlich sperrig und schlechter zu transportieren. Mit der Crown Graphic habe ich keine Erfahrungen, wohl aber mit der Speed Graphic, die ich wegen des Schlitzverschlusses für spezielle Aufgaben unterwegs einsetze. Sie ist aber größer als die Technika und nicht so flexibel. Das dürfte bei der Crown Graphic ähnlich sein, auch wenn sie etwas dünner ist als die Speed Graphic.

Die Master Technika 2000 ist ja noch etwas kompakter als die Master Technika Classic, Mit den 90 und 150 mm Objektiven ist es eine prima Ausrüstung für unterwegs. Mit dem eingebauten Einstellschlitten wäew sie natürlich bestens für stärkere Weitwinkel unter 75 mm prädestiniert – aber Extrem-Weitwinkel muß man mögen. Ich fotografiere damit und hätte diesen Schlitten gern, aber der Meßsucher ist mir auch wichtig. Jedenfalls: beide sind wunderbare Kameras. Für das Studio ist die P2 freilich auch für mich die bessere Lösung – aber nur dort.

Grüße nach Donaueschingen

Ewald

29. Januar 2020 Dierk

Vielen Dank für die vielen Details und großes Kompliment für die Bilder!!
Ich habe seit 2 Tagen (neben Sinar P und Gandolfi) eine alte Technika III und noch einige Blatt uralte Polaroid P/N 55 im Kühlschrank, kaum zu bekommen und ggf. sauteuer – und sie sind nur noch mit Tricks und Glück zu verwenden.
Du hast den Fuji fp 3000b bei einem Bild verwendet.
Gibt es den noch irgendwo für 4×5?
Was ich finde ist immer nur für die Polaroid Kameras im Format 8,5×10,8 aber nichts für 4×5?
Einen Halter für 4×5 habe ich und der passt auch in die Technika.
danke für eine Antwort, ab Besten (auch) per mail
dierk

30. Januar 2020 ewald

Herzlichen Dank für das Kompliment zu meinen Bildern!
Ich besitze einige Kameras, aber keine Gandolfi. Leider hat ja auch diese alteingesessene Firma vor nicht so langer Zeit die Produktion einstellen müssen, ein trauriges Kapitel mehr in der analogen Fotografie.
Zu diesen Kapiteln gehören leider auch die Polaroid Trennbildfilme. Ich habe auch noch eine unangebrochene Packung P/N 55 im Kühlschrank und kenne aus der angebrochenen Packung die Sorgen, die man mit den abgelaufenen Polaroids haben kann.
Diese Materialien wie auch die Trennbildfilme sind für manche Fotografen ein Traum, und ich gehöre auch zu denen. Für die großen Hersteller sind es aber zu wenige, die diese Materialen verwendet haben. Fuji hat die Produktion der 4×5 Trennbildfilme schon vor vielen Jahren eingestellt. Ich hatte vor einigen Jahren eine Packung FP-3000B aus der letzten Produktion und wußte damals leider noch nicht, was man mit diesen besonderen Filmen machen kann.
Wenn man bei der bekannten Auktionsplattform unter den beendeten Auktionen international nach “Fuji 4×5” sucht, findet man noch einige wenige Angebote; eines davon bot Filme mit Ablaufdatum 2013 an. Diese Angebote sind aber sehr rar, und Filme aus dem Ausland schicken zu lassen ist riskant. Der Zoll hat mir schon einmal eine 50er Packung 5×7 Filme geöffntet, weil sie wissen wollten was in der Packung ist. Wer kennt auch heute noch einen Planfilm?
Ich habe später häufig mit den kleineren Filmpacks gearbeitet, sowohl mit dem FP-3000B wie auch mit dem FP-100C (non-Silk!). Ich war schockiert, als Fuji zunächst die Produktion des FP-3000B und etwas später auch die des FP-100C eingestellt hat. Dazu hatte ich auf meiner früheren Homepage zwei viel besuchte Blog-Beiträge, aber da dies längst Historie ist, lohnt es nicht, diese Beiträge wieder einzustellen.
Das Produktionsende dieser Filme war für mich der Anlass, mir von beiden Typen einige Packungen aus der letzten Produktion auf Lager zu legen. Sie halten sich recht gut, und ich kann auch heute noch problemlos damit arbeiten.
Ich verwende sie meist mit einer Polaroid 250 oder 195 Kamera, oder mit einer Mamiya Universal. Mit einem Packfilmhalter Typ 405 können sie aber auch an einer 4×5 Kamera mit Graflok-Anschluß verwendet werden. Die Verwendung als Einschubkassette ist manchmal möglich, aber da die Kassette ziemlich dick ist, kann man damit die Mattscheibenhalterung ruinieren. Das ist mir mit meiner Technika passiert (gebrochene Feder) wie auch an der Sinar P2 (verbogene Streben).
Weil das Bildformat etwas kleiner ist als 4×5 hatte Polaroid den Kassetten eine transparente Maske beigelegt, die man auf die Mattscheibe auflegen kann. Ich schicke Ihnen per mail eine Vorlage, die Sie auf Transparentfolie ausdrucken können.
Vor einigen Jahren habe ich eine meiner 405er Kassetten für einen Euro versteigert. Nur einer wollte sie haben. Das ist heute etwas anders, aber da es die Packfilme – wenn auch zu hohen Preisen – noch häufig angeboten gibt, ist es eine Überlegung wert.

Ihre neue Technika III ist in schönem Zustand! Ich wünsche Ihnen viel Freude damit, und auch mit den Packfilmen.

Ewald

28. März 2019 Hinken

Interessanter Bericht, mir viel nur auf das Sie von Platinen reden.
Platinen sind Platten die mit Elektronikbauteilen aufgelötet sind!
Hier handelt es sich aber um Objektiv-Platten!

28. März 2019 ewald

Vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Bericht über die Technika.

Eine Platine ist nicht notwengigerweise eine Leiterplatte:

Platine (Wikipedia)

Objektivplatine (Wikipedia)

Gewiss werden diese Objektivträger oft Platten genannt. Da stimme ich Ihnen völlig zu, und ich bezeichne sie gelegentlich auch so. Ich bin auch nicht der einzige, der beide Begriffe synonym verwendet. Wenn Sie im Fachforum

Grossformatfotografie

danach suchen, finden sie jeweils 1000 Forenbeiträge mit diesen Begriffen, ohne daß dort ein Glaubenskrieg über die richtige Bezeichnung ausbricht.

Ich halte übrigens beide Begriffe nicht für wirklich zutreffend. Sie bezeichnen dünne, flache Gegenstände, aber viele heute gebräuchliche Objektivträger sind keineswegs flach. Die Technika mit Standardobjektiv ließe sich mit einer wirklichen Platte nicht einmal schließen. So lange jeder versteht was gemeint ist, kann ich trotzdem mit diesen Begriffen leben.

26. Mai 2018 Gerhard Richardson

Hallo Ewald,

vielen Dank für die umfassendenden Ausführungen zur Linhof Technika. Sie sind praxisbezogen und machen Lust darauf mit einer solchen Kamera zu arbeiten.

Das Design der Website finde ich sehr ansprechend. Und deine Bilder sind ausgezeichnet.

VG
Gerhard

27. Mai 2018 ewald

Lieber Gerhard,

ich freue mich, dass dir meine neue Homepage gefällt!

Auch eine hochwertige Kamera wie die Technika ersetzt zwar keinen guten Fotografen, aber es macht doch Freude damit zu arbeiten und es ist auch etwas anderes als mit der digitalen Fotografie.

Vielen Dank für die Wertschätzung meiner Fotografie. Ich arbeite daran, noch etwas besser zu werden und auch viele aktuelle Arbeiten noch zu ergänzen. Ich hoffe daher, dass der Besuch meiner Webseite interessant bleibt.

Liebe Grüße
Ewald

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